Tipps für Angehörige

Es ist bekannt, dass in der Depression Veränderungen im Gehirnstoff-wechsel auftreten. Dabei geraten diejenigen „Botenstoffe“ aus dem Gleichgewicht, die letztendlich für unsere Gedanken, Gefühle, die Körperfunktionen und unser Handeln und Tun ausschlaggebend sind. Ihre quälenden Beschwerden – seien es Schlafstörungen, Energieverlust, Schuld- oder Versagensgefühle – sind also nicht rein „seelisch“ oder, wie viele glauben, „Ausdruck von Willensschwäche“. Sie sind durch die Krankheit Depression bedingt. Nach heutigem Wissensstand entsteht die Krankheit Depression durch einen Mangel an bestimmten „Botenstoffen“ im Gehirn. Die Depression ist also keine normale Traurigkeit, keine persönliche Schwäche, kein Versagen und kein persönliches Unvermögen, sondern eine Krankheit, die Ihren ganzen Körper betrifft.


Als Angehöriger unterschätzt man oft die Krankheit. Man macht oft zwar gutgemeinte, aber dennoch für den Erkrankten negative Floskeln wie zum Beispiel:

  • Jedem geht es mal schlecht
  • Kopf hoch, das wird schon wieder
  • Du brauchst nur mal Urlaub
  • Dir geht es doch eigentlich gut
  • Reiß dich mal zusammen
  • Du brauchst nur etwas Abwechslung

Diese Floskeln erreichen einen Erkrankten nicht, eher im Gegenteil. Der Erkrankte glaubt, dass er noch nicht einmal diese einfachen Sachen erreichen kann und das negative Gefühl in seinem Kopf verstärkt sich dadurch noch mehr. Verzichten Sie also auf solche Sätze und bieten Sie dem Depressiven eine wirkliche Hilfe an.

Leider weiß ich aus eigener Erfahrung, wie schmerzlich es ist, wenn die nächsten Angehörigen, die Erkrankung als Erkrankung in Frage stellen und nur persönliches Unvermögen unterstellen.

 

Aber wer die Folgen leugnet muß die Ursachen nicht verantworten.

 


Ein Wort an alte Eltern

Halbherzige Ausreden, bei denen es mehr darum geht, dass Sie sich selbst schonen und Verständnis für Ihre frühere Lage erhalten, sind weniger förderlich und stehen einer Genesung beider Seiten nur im Wege. Beim Eingestehen Ihrer damaligen Fehler werden Sie das gewünschte Verständnis ohnehin erhalten. Kinder tun dies meist sehr bereitwillig. Wenn wirkliche Fehler Fehler bleiben dürfen, können sie am ehesten vergeben werden. Wenn diese Fehler Konsequenzen hatten und Ihr Kind daran erkrankt ist, kann es durch Ihre Einsicht am besten gesund werden. Abraten hingegen möchte ich von weiterer Verleugnung und Verharmlosung der Kindesmisshandlung. Es gibt alte Eltern, die in ihrer völligen Ignoranz verharren. Ihr striktes Abstreiten der Wahrheit verunsichert die erwachsenen Kinder genauso, wie sie als kleine Kinder ihre Orientierung verlieren mussten. Dies bedeutet eine weitere Schädigung der jetzt erwachsen gewordenen Kinderseele. Eine sichere Orientierung, ein Herausfinden aus dem Dilemma von eigener Schuldzuweisung, Verdrängung, Abwehrhaltung und Weiterbestehen von krankhaften Symptomen ist kaum möglich. Wenn auf die Mithilfe der inzwischen alt gewordenen Eltern verzichtet werden muss, ist dies ein schwerer Weg. Es kann auch ein Festzementieren der Krankheiten und eine Therapieresistenz verursachen. (Quelle: Dr. med. Anke Diehlmann)

 

 

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